TonArt #3 – The Fat Cat Band

The Fat Cat Band spielen seit 2012 zusammen und machen, so sagen sie selbst, Beefrock. Was Beefrock ist kann man sich hier anhören, hier ist ihre facebook-Seite. Die Jungs sind noch recht jung, zeigen aber dennoch Einflüsse, die bis in die Rockmusik der 60er Jahre zurückreichen. Jimi Hendrix zum Beispiel kommt immer wieder durch, und das freut mich. Als Hendrix 1970 starb war ich immerhin gerade sechs geworden, hatte bei meinem größeren Cousin schon Hey Joe gehört und an seiner Wand Poster von Hendrix hängen sehen – bei mir wäre der Einfluss also evidenter.

Die beiden ersten Bilder von Kosja und Norbert Stein waren gut zum Warmlaufen, aber wirklich leicht waren sie auch nicht. Doch jetzt musste ich mein erstes Bandfoto für das Projekt aufnehmen und aus der Erfahrung weiß ich, dass Gruppenfotos eine ganz spezielle Sache sind. Denn was macht man mit einer Gruppe, damit das Bild nicht langweilig wird oder zum Suchbild abgleitet, auf dem viele kleine Details der Umgebung von den Personen ablenken? Das klassische Bandfoto sieht doch so aus, dass zunächst ein ruhiger Hintergrund gesucht wird, gerne eine Wand oder Mauer. Dann kommen die Personen ins Bild: der Drummer hat meist dicke Arme und verschränkt sie vor der Brust, der Bassist guckt ein wenig böse, der Sänger kommt in die Mitte und der Gitarrist darf seine Hände in die Taschen stecken. Den coolen Gesichtsausdruck nicht vergessen und fertig ist das Bandfoto. Varianten gibt es dann mittels Weitwinkelobjektiven oder Kreativtechniken. Oft hat man keine andere Wahl, denn es muss schnell gehen. Die Leute haben noch andere Termine und langweilen sich, wenn es mit dem Bild zu lange dauert. Sie quatschen dann miteinander, konzentrieren sich nicht mehr und einer hat immer die Augen zu.

Den Bandfoto-Klassiker wollte ich nicht unbedingt fotografieren, und die Jungs von The Fat Cat waren da ganz meiner Meinung. Das Brainstorming hat schon seine Zeit gedauert, war dann aber sehr fruchtbar. Es hat regelrecht Spaß gemacht, mit den Jungs eine verrückte Idee nach der anderen zu besprechen. Schließlich haben wir uns darauf festgelegt, das Sujet aus zwei Einzelbildern zusammenzusetzen, also sozusagen ein Diptychon zu fotografieren. Thema des Motivs ist der Zorn der Armen und Machtlosen auf die Reichen und Mächtigen. Die Jungs hatten hierfür ein paar Requisiten besorgt, es konnte losgehen. Am Aufnahmetag trafen wir uns um 14 h, denn laut Wetterbericht sollte der Regen am späten Mittag aufhören. Leider lag der Wetterbericht daneben, meine Technik wäre ebenso nass geworden wie wir alle. Nur als der Regen zwischenzeitlich ein wenig nachließ konnten wir ein paar Spaßbilder mit der Digitalkamera machen. Erst am Abend, es gab kaum noch genug Tageslicht zum Fotografieren, hörte der Regen soweit auf, dass ich es wagen konnte die Plastikfolie von Kamera und Blitzanlage zu nehmen. Doch jetzt hatte ich bei offener Blende Verschlusszeiten bis zu einer Viertelsekunde, der Blitz sollte das Tageslicht nur füllen. Und das bei einer Szene mit Bewegung und Dynamik! Was sollte ich also tun?

Oft hilft es, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Bewegungsunschärfe der Personen allein, vorgegeben durch die lange Verschlusszeit, brachte leider nicht den Ausdruck in das Bild den ich mir wünschte. Warum also nicht alles bis auf den Kopf des “Reichen” in der Mitte unscharf machen? Gesagt, getan! Mit der Großformatkamera eigentlich ganz einfach: Objektivstandarte um das gewünschte Maß kippen, Schärfe nachregeln, Testaufnahme machen. Bingo! Ich war mir in diesem Moment zwar nicht mehr ganz sicher, ob den Jungs das wirklich gefiel, was sie da auf den ersten Polaroids sahen, aber schließlich waren es meine Fotos. So richtig sicher war ich mir dann auch nicht mehr, aber ich musste damit leben – der Regen fing wieder an und dazu würde es bald dunkel sein.

Für das Projekt hatte ich nun laufend weitere Termine , dennoch wollte ich so schnell wie möglich mit den Negativen in die Dunkelkammer. Ich musste einfach die Abzüge sehen und sicher sein, dass es gepasst hat – denn ein Lith-Print sieht dann doch etwas anders aus, als ein konventioneller Abzug oder gar das Polaroid-Positiv. Lith-Print? Schon gestern hatte ich angekündigt, dass ich das heute erklären würde. Jetzt habe ich aber schon so viel geschrieben, dass es für heute eigentlich reicht. Außerdem brauche ich noch Stoff für die kommenden Postings. Nur ganz kurz: man nimmt einen speziellen Entwickler, verdünnt ihn viel stärker als jeden konventionellen Entwickler, belichtet das Negativ bis zu 4x so lange wie üblich auf das Fotopapier, verlängert die Entwicklung auf Zeiten bis über 10 Minuten pro Abzug und entwickelt nach Sicht – d.h. dass das Bild sofort aus dem Entwickler zu nehmem ist, sobald Schwärzung und Kontrast das gewünschte Maß erreicht haben. Und das alles bei Rotlicht, bei dem man Kontraste schwer einschätzen kann. Der spezielle Entwickler schließlich sorgt in Verbindung mit dem passenden Fotopapier (nicht mehr viele Papiere funktionieren heute noch im Lith-Prozess) für den typischen Look: satte Schwärzen, knackige Kontraste, Körnigkeit und Farbigkeit des eigentlich schwarzweißen Papiers.

Termine:

Mein Projekt TON ART in der Ausstellung Rheine Träume 2014:

Ort: THE NEW YORKER / HARBOUR CLUB
Deutz-Mülheimer-Str. 165
51063 Köln-Mülheim

Vernissage: Dienstag, 16. September 2014, 19 h
Dauer: 16. – 21. September 2014
Öffnungszeiten und weitere Infos auf der Website der Ausstellung.

Präsentation und Diskussion Silber und Bytes:

Freitag, 19. September 2014, 12 h – 20 h
Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)
An der Rechtsschule
50667 Köln